WAS SAGT ANNA?
Dramen zum St. Annenaltar Literatur Vorarlberg, Vorarlberger Landestheater, Theater am Saumarkt und Dompfarre Feldkirch setzen ein Theaterprojekt zum 500 Jahre Jubiläum des berühmten Annenaltar im Feldkircher Dom um
Ein Altar zählt zum wertvollsten Kulturerbe Vorarlbergs und wird 500 Jahre alt. Nicht nur die Zeit seiner Entstehung voller Umbrüche und Neuanfänge, sondern auch seine wechselvolle Geschichte sind bemerkenswert, seine künstlerische Qualität herausragend. Das von Wolf Huber, dem berühmten Künstler der Donauschule, geschaffene Kunstwerk inspiriert die Autorinnen und Autoren Barbara Herold, Tobias Fend, Katharina Klein und Kadisha Belfiore zu kurzen dramatischen Texten, die von der Regisseurin Lisa-Maria Cerha im Feldkircher Dom mit Schauspielerinnen und Schauspieler des Vorarlberger Landestheaters in Szene gesetzt werden.
Ein ungewöhnliches künstlerisches Statement zu einem besonderen Jubiläum!
In Kooperation mit der Dompfarre Feldkirch und dem Vorarlberger Landestheater.
Musik: Oliver Rath / Konzept & Regie: Lisa-Maria Cerha / Licht & Ton: Marco Kelemen / Sandro Todeschi
Pressestimmen
„Mit ‚Was sagt Anna?‘ ist dem Voralberger Landestheater, dem Theater am Saumarkt und der Vereinigung Literatur.Vorarlberg ein Coup gelungen. […]
Schön, dass die Diözese hier neben Konzerten auch Theateraufführungen wie die Produktion ‚Was sagt Anna?‘ zulässt. Der Ort wurde ja auch nicht spekulativ gewählt, das Vorarlberger Landestheater, das Feldkircher Theater am Saumarkt und die Vereinigung Literatur.Vorarlberg hatten von Autorinnen und Autoren Stücke eingefordert. Anlass war die Ausstellung zum Annenaltar, der vor rund 500 Jahren von Wolf Huber (ca. 1485-1553) geschaffen wurde, im Dom. […]
Dramen mit jeweils höchst unterschiedlichem Zugang zum Thema zu einer Theaterproduktion zu verbinden, erweist sich überhaupt als hervorragendes Konzept. Die Reflexions- und Assoziationspalette ist groß, die Perspektiven variieren, der sprachliche Ausdruck erhält eine enorme Farbigkeit und die Figur, die vor allem im Volksglauben Verankerung fand, der in den Apokryphen und eben in der sakralen Kunst zu begegnen ist, wird somit interessant. Lisa-Maria Cerha hat mit Bedacht auf den Kirchenraum inszeniert und ausgestattet. Oliver Rath und Johannes Hämmerle haben – abgesehen von der von Katharina Klein gewählten ‚Bohemian Rhapsody‘ – eine eingehende Musik geschaffen und Besuchern, die das Stück bei weiteren, noch in Planung befindlichen Terminen sehen, sei geraten, einen Platz im halligen Kirchenraum zu wählen, an dem die Texte gut zu verstehen sind.
Diese haben hohe Qualität wie das Spiel von Maria Lisa Huber, David Kopp und Elke Maria Riedmann. Die filigrane Darstellung der Figuren und Landschaften von Wolf Huber mit den Bläschen in Verbindung zu bringen, die beim Erzeugen von Holundersaft entstehen – auf diese Idee muss man erst einmal kommen. Mit festgehaltenen Kommentaren von Kindern zu den einzelnen Altarmotiven aus dem Leben Annas und Marias webt Kadisha Belfiore ein sehr feines und sehr berührendes Textbild. Katharina Klein gelingt eine klischeefreie Auseinandersetzung mit der Entscheidungsfreiheit einst und heute sowie mit den körperlichen Voraussetzungen von Schwangerschaft und Geburt im Hinblick von Reinheit und Unreinheit in den Religionen.
Der pragmatische Zugang von Barbara Herold, in deren Geschichte ein Mann und eine Frau den Altar kunsthistorisch erkunden und schließlich vom Inhalt erfasst werden, ist höchst informativ und zugleich witzig. Wobei nicht gemeint ist, dass die jungen, wissenschaftlich interessierten Leute dann offenbar doch mit etwas Einfachem überfordert waren, nämlich mit der Verhütung.
Die Kettensäge von Tobias Fend ans Ende zu stellen, passt, das vielschichtige turbulente Anrücken mit großem Gerät, vermittelt uns schließlich, dass der Altar, dessen Seitenflügel einmal verloren waren, auch so, wie er nun im Dom steht, nicht die ursprüngliche Gestalt hat. Ein Sippenbild, das Annas bewegtes Leben dokumentiert, taugt eben nicht jedem.“
Christa Dietrich, Vorarlberger Nachrichten, 17.01.2022