WOYZECK
Robert Wilson/Tom Waits/Kathleen Brennan nach Georg Büchner Inszenierung: Tobias Wellemeyer
nach dem Stück von Georg Büchner
Songs und Liedtexte von Tom Waits und Kathleen Brennan
Konzept von Robert Wilson
Textfassung von Ann-Christin Rommen und Wolfgang Wiens
"Wir arme Leut. Sehn Sie, Herr Hauptmann ... ich glaub wenn wir in Himmel kämen, so müßten wir donnern helfen.“ Mit diesem bitteren Scherz beschreibt der einfache Soldat Franz Woyzeck den schmalen Wert, den die Gesellschaft seinem und seinesgleichen Dasein zumisst. Er gibt sich keinen Illusionen hin, keinen falschen Hoffnungen, selbst im Jenseits erwartet er keine Erlösung von Armut und Standesmakel. Und wir, die wir ihm zuschauen, wissen ohnehin: Jemand wird sterben, aus diesem oder jenem Grund. Schicksal, ein Milieudelikt, was geht es uns an?
Georg Büchners Dramenfragment WOYZECK gibt keine Antworten. Es bleibt so konkret wie rätselhaft, so unmittelbar fassbar wie literarisch anspielungsreich, lässt unendlich viel Spielraum für Interpretation und entzieht sich dabei jeder analytischen Festlegung.
„Ein vielmal vom Theater geschundener Text“, klagte Heiner Müller bereits vor 35 Jahren. Und doch ist WOYZECK bis heute eines der meistgespielten Dramen auf deutschsprachigen Bühnen. Weil sich ihm immer noch Neues entlocken lässt, weil es nie eine Zeit gab, in die es nicht gepasst hätte, weil es immer brisant und relevant ist.
Tobias Wellemeyer, Bregenzer Theaterfreund*innen und bekannt durch seine MISS SARA SAMPSON sowie HOLLENSTEIN, EIN HEIMATBILD, versucht für uns eine wieder ganz neue Perspektive auf WOYZECK zu entwickeln. Die Bearbeitung von Robert Wilson verleiht dem Stoff mit ihren Songs des Wilson-Verbündeten Tom Waits dabei eine auch atmosphärische Wendung ins Heute.
Hier können Sie das Begleitmaterial zu WOYZECK herunterladen.
Musiker*innen: Stefan Halbeisen / Levent Ivov / Stephan Reinthaler / Tilman Ritter / Inszenierung: Tobias Wellemeyer / Bühne und Kostüm: Ines Burisch / Musik: Tilman Ritter / Choreographie: Marita Erxleben / Dramaturgie: Ralph Blase / Ausstattungsassistenz: Leslie Bourgeois
Matinee
Vorstellungen
Tickets
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Dauer
ca. 1 Stunde und 45 Minuten, ohne PausePressestimmen
„Felix Defèr glänzt in der Hauptrolle. Sein gesenkter verwirrter Blick, seine Getriebenheit, die Orientierungslosigkeit in dieser Welt, die er durch seine Halluzinationen immer weniger fassen kann: In dem genau richtigen Maß berührt Defèr das Publikum.“
Lisa Kammann, NEUE, 22.9.2020
„Es ist eine bitter-glitzernde Revue, die Tobias Wellemeyer am Vorarlberger Landestheater inszeniert. Die Bühne ein Gefängnis, in den portalhohen Gitterstäben leuchtet hinten ein brennendes Herz Jesus. Im Dunkel hinter der Gitterwand rotzt und knurrt die Band einen sehnsüchtigen, treibenden, wilden Soundtrack.“
Julia Nehmiz, St.Galler Tagblatt, 21.9.2020
„Es sind echt gute Songs, die Atmosphäre schaffen, energetisch und immer wieder auch sehr poetisch sind. […] Und das gesamte Ensemble beeindruckte durch ausdrucksvolle Gesangstimmen.“
Anna Mika, Kronen Zeitung, 21.9.2020
„Das gesamte Ensemble des Theaters, vom Schwarzen Cabaret über Vivienne Causemann als Marie und Felix Defèr als Woyzeck, inklusive phantastischem Bühnenbild und umwerfenden Kostümen (Ines Burisch) mit all denen auch hinter der Bühne, die für gutes Licht sorgen, haben uns leidenschaftlich überzeugt.“
Peter Niedermair, KULTUR - Zeitschrift für Kultur und Gesellschaft , 22.9.2020
„Denn der Woyzeck am Vorarlberger Landestheater kann sich sehen lassen. Das liegt zum einen natürlich am Konzept, das Text und Gesang miteinander wechseln lässt. Das liegt am Spiel selbst, aber auch an der gesamten Ausstattung (Ines Burisch), die die Bühne zwischen Raubtierkäfig, Manege und Gefängnis schwanken lässt, während über allem das "Herz Jesu" […] schwebt. Wo gesungen wird, da wird natürlich auch musiziert, was in Bregenz übrigens Tilmann Ritter und Ensemble wirklich ausgezeichnet übernehmen.
[…] Und hier muss man dem Schauspieler Felix Defer zu seinem Woyzeck beglückwünschen, der nie schreiend laut und gerade deshalb im Stillen die Aussichtslosigkeit seines Lebens berückend klar ausstellt. Vivienne Causemann ist eine wilde Marie, die aber ebenso die stillen und intimen Momente kennt. Katrin Hauptmann ist als Ausruferin ganz die geheimnisvolle ‚Zirkusdirektorin‘, die keine Gnade kennt und Maria Lisa Huber zeigt als Karl, der Idiot, welchen Randplatz Menschlichkeit im Gefüge der Macht einnehmen darf. Jürgen Sarkiss ist ein großartig moralisierender Hauptmann, Nico Raschner ein wunderbar selbstherrlicher Tambourmajor, David Kopp ein gefühlskalt-berechnender Wissenschaftler, während mit Luzian Hirzel als Andres in vielen kleinen Szenen der Rettungsanker der Freundschaft durchschimmert.“
Veronika Fehle, Vorarlberger Nachrichten, 21.9.2020