Der Flüchtling
Fritz Hochwälder Inszenierung: Bérénice Hebenstreit
Ein Haus nah einer Grenze in einem Dreiländereck in den Bergen. Hier wohnen der Grenzwächter und seine Frau. Das Land ist besetzt und die neuen Machthaber stellen Transporte zusammen, mit denen sie Menschen zu Arbeitseinsätzen in ihre Bergwerke verschleppen. Das dritte Land verheißt Freiheit. Eines Nachts – der Grenzwächter ist im Nachtdienst – steht plötzlich ein fremder Mann im Schlafzimmer. Ihm ist die Flucht von einem der Transporte gelungen. Seine Verfolger sind ihm dicht auf den Fersen. Er schlüpft zu der Frau in das Bett, ohne ihre Erlaubnis abzuwarten. Unmittelbar stehen die Verfolger in der Zimmertür. Aber die Frau schützt den Flüchtling. Sie behauptet, es seien nur sie und ihr Mann im Haus. Man solle sie in Ruhe lassen, von einem Flüchtling wüssten sie nichts. Viele Fragen entstehen. Wie soll der Flüchtling seine Flucht in das rettende Nachbarland fortsetzen? Können die Ereignisse der Nacht vor dem Grenzwächter verheimlicht werden? Gelingt es ihm, auf seiner Dienststelle zu erklären, dass er sehr wohl ordnungsgemäß seinen Dienst versehen hat, obwohl seine Frau behauptete, er sei in der Nacht bei ihr gewesen?
Die neuen Machthaber werden nicht ruhen, bis sie den Flüchtling wieder eingefangen haben. Ebenso ist damit zu rechnen, dass sie auch mit einer Fluchthelferin nicht nachsichtig sein werden. Der Autor Fritz Hochwälder konnte 1938 aus seiner Wiener Heimat über Vorarlberg, durch das Flussbett des Alten Rheins, vor nationalsozialistischer Verfolgung in die Schweiz fliehen. In seinem Theaterstück DER FLÜCHTLING thematisiert er gleich mehrere Probleme und Zwangslagen, die sich bei einer Flucht einstellen können. In der spannungsvollen Dreieckskonstellation seiner Figuren verleiht er den geschilderten Ereignissen eine große, allgemeingültige Dringlichkeit. So wird DER FLÜCHTLING zu einem grundsätzlichen Beitrag zum Thema „Flucht“, der über eine spezifische historische Epoche hinausstrahlt und auch im Heute eine Resonanz findet.
BEGLEITPROGRAMM:
Ausgehend von Fritz Hochwälders DER FLÜCHTLING werden wir uns in weiteren Veranstaltungen mit den historischen Fluchtereignissen in Vorarlberg und deren Nachwirkungen, wie auch mit aktuellen Fragestellungen zum Thema Flucht beschäftigen. Bitte beachten Sie dazu das Programm im Leporello des Monats Juni und die Termine auf der Website.
In Zusammenarbeit mit dem Jüdischen Museum Hohenems, der Caritas Vorarlberg und der Arbeiterkammer Vorarlberg.
GRENZSTEINE ERZÄHLEN
T-Café und Theaterfoyer
Hörstationen mit Berichten von Zeitzeugen, deren Flucht während des Nationalsozialismus über die Grenze Vorarlbergs in die Schweiz führte. Im T-Café und Parkettfoyer des Vorarlberger Landestheaters. Zugänglich zu den Öffnungszeiten an Vorstellungstagen.
In Zusammenarbeit mit dem Jüdischen Museum Hohenems
Das gesamte Begleitprogramm ÜBER GRENZEN als PDF.
Inszenierung: Bérénice Hebenstreit / Bühne und Kostüm: Mira König / Dramaturgie: Ralph Blase / Regieassistenz: Nina Stix / Ausstattungsassistenz: Leslie Bourgeois / Inspizienz: Eva Lorünser
Matinee
Premiere
Tickets
Vorstellungen
Tickets
Dauer
ca. 1 Stunde, 15 Minuten, keine PauseNicht nur der, der eine Grube aushebt - auch der, der gleichgültig daneben steht und nichts dagegen tut, dass sie gegraben wird - auch der muss hinein.
aus Der Flüchtling
Pressestimmen
In Bregenz gelingt der jungen österreichischen Regisseurin Berenice Hebenstreit ein kluger Zugriff auf das Stück. (…) Hebenstreit vertraut auf die Kraft des Textes, arbeitet die Positionen der Figuren mit Klarheit heraus, nähert sich den großen Fragen mit Zurückhaltung. Ihre Schauspieler Tobias Krüger, Johanna Köster und Nico Raschner steigen auch mal aus ihren Figuren aus, erzählen Regieanweisungen, immer wieder wenden sie sich in kurzen Passagen eindringlich direkt ans Publikum.
Julia Nehmiz, St. Galler Tagblatt, 27.5.2019
Eine bewegende Inszenierung, in der alles zusammen passt: Spiel, Videos, Licht, Kostüme, Bühnenbild und Regie.
Wolfram Frommlet, Schwäbische Zeitung, 3.6.2019