Die Collagierte Zeit
Ingeborg Bachmann, Paul Celan, Max Frisch Inszenierung und Fassung: Simon Meienreis
Der Mann ist alt geworden. Die Lieben und Schmerzen von gestern drängen in sein Bewusstsein. Er erinnert sich und fantasiert, fragt sich, welche Möglichkeiten es gegeben hätte. In der Auseinandersetzung mit und in den Worten von Ingeborg Bachmann, Paul Celan und Max Frisch beginnt er ein Spiel mit Zeiten und Lebensentwürfen. Der Alte sucht nach der Wahrheit zwischen den Versen, dem Dunklen hinter den Bildern und dem Schönen jenseits der Fakten. Dabei stößt er auf immer noch schwärende Wunden.
Ingeborg Bachmann, Paul Celan und Max Frisch sind drei Gigant*innen der deutschsprachigen Literatur. Nach Weltkrieg und Shoa erforschten sie ihre Möglichkeiten einer Poesie in den Worten der Mutter- und Mördersprache. Ihre radikal unterschiedlichen Herkünfte – als „neutraler“ Eidgenosse, Überlebender eines Arbeitslagers und Nachfahrin eines NSDAP-Mitgliedes – sind eingeschrieben in ihre Werke und überschatten ihre realen (Liebes-)Beziehungen zueinander. Ihre Briefe sind Dokumente des wirklichkeitswunden Ringens um Ausdruck und Verständigung.
Vier Schauspieler*innen tauchen ein in die unterschiedlichen faszinierenden Welten aus Utopien, Leidenschaften und Identitäten. In Bregenz, am geografischen Schnittpunkt der vier deutschsprachigen Länder, feiern sie ein Bühnenfest für die Literatur. In einer Zeit, in der die letzten Augenzeugen der Katastrophe verstummen und Krakeeler erinnerungspolitische Wenden einfordern, befragen sie sich und uns nach den Möglichkeitsräumen unserer Sprache und den Perspektiven einer dem Menschen zugewandten Welt.
Inszenierung und Fassung: Simon Meienreis / Bühne und Kostüm: Mirella Oestreicher / Dramaturgie: Ralph Blase / Regieassistenz: Constanze Wagner / Ausstattungsassistenz: Leslie Bourgeois / Inspizienz: Eva Lorünser
Matinee
Premiere
Tickets
Vorstellungen
Tickets
Publikumsgespräch
Dauer
ca. 90 Minuten, keine PauseMAN KANN WAHRHEIT
NICHT ZEIGEN,
NUR ERFINDEN.
MAX FRISCH
Pressestimmen
Wunderbare Texte, Gedichte und Dialoge von Frisch, Celan und Bachmann hat Meienreis zu einem faszinierenden Stück zusammengebaut und wurde dabei allen dreien absolut gerecht. (…) Ein alter Mann (einfach großartig: Manfred Böll) erinnert sich, stellt Fragen, fantasiert, sucht nach der Wahrheit, wozu er die Worte von Bachmann, Celan und Frisch zur Verfügung hat. (…) Nico Raschner, gerade frisch von der Schauspielschule, sehr gradlinig und klar in seiner Darstellung. Johanna Köster wandelt sicher von einer Figur zur anderen und überzeugt mit einem wunderbar klaren Sprachbild. Großartig in Wort und Spiel ist Tobias Krüger, der auch mit dem kleinen Schlussmonolog aus Bachmanns „Malina“ nachhaltig bewegt.
Dagmar Ullmann-Bautz, kulturzeitschrift.at, 23.3.2019